Europas Weg zur digitalen Souveränität: Initiativen, Strategien und Zukunftsperspektiven

Die digitale Souveränität in Europa ist nicht nur eine technologische Aufgabe. Es handelt sich auch um eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Notwendigkeit. Denn dann lässt sich den Herausforderungen der Zukunft besser begegnen, die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger gewährleisten und europäische Werte im digitalen Raum stärken. Der folgende Beitrag zeigt, wie verschiedene europäische Initiativen die digitale Souveränität fördern.

Abhängigkeiten reduzieren

Digitale Souveränität beschreibt „die Fähigkeiten und Möglichkeiten von Individuen und Institutionen, ihre Rolle(n) in der digitalen Welt selbstständig, selbstbestimmt und sicher ausüben zu können“ (mehr lesen).

Doch warum ist digitale Souveränität überhaupt notwendig? Hintergrund ist, dass durch die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft die Kontrolle über Daten sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene deutlich schwieriger geworden ist – oder sogar verloren gegangen ist. Es geht nun darum, die Kontrolle über einen Bereich wiederzuerlangen, der aktuell von Unternehmen außerhalb Europas dominiert wird. Die Abhängigkeit von einzelnen Technologieanbietern birgt die Gefahr, IT-Infrastrukturen nicht mehr komplett eigenständig zu steuern und Informations- und Datenschutz gemäß nationalen und EU-weiten Vorgaben nicht mehr zu gewährleisten.

Die Deutsche Verwaltungscloud-Strategie

Die Deutsche Verwaltungscloud wird seit 2023 aufgebaut. Ziel ist es, die digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung in Deutschland zu stärken und deren Abhängigkeit von einzelnen Anbietern zu reduzieren.

Mehr zur Deutschen Verwaltungscloud

Erste Bundesländer setzen die Vorgaben konsequent um und statten ihre Verwaltung mit Softwarealternativen aus, die auf Open Source basieren – ein zentraler Baustein in der Deutschen Verwaltungscloud. Das Projekt „OpenDesk“ in Verbindung mit der Deutschen Verwaltungscloud, ist ein technologisch vielversprechender Ansatz, der die Leistungsfähigkeit der Verwaltung aufrechterhält und gleichzeitig die Abhängigkeit von einzelnen Anbietern reduziert.

Mehr zu Open Source und Digitale Souveränität lesen Sie hier.

Europäische Initiativen zur Förderung der digitalen Souveränität

Eine der bedeutendsten Initiativen bildet GAIA-X. Die Plattform soll eine europäische Dateninfrastruktur schaffen, die die digitale Souveränität der EU stärkt und die Basis für mehr Synergien und Innovationen liefert (mehr lesen). Mehr als 300 Unternehmen engagieren sich in dieser Initiative und arbeiten gemeinsam an der Vision der europäischen Cloud.

Die Initiative zielt darauf ab, europäischen Unternehmen und Institutionen mehr Freiheiten bei der Nutzung von Cloud-Services zu ermöglichen und individuelle Anwendungsszenarien zu unterstützen. Dies ist besonders wichtig, da bereits rund 80% der Unternehmen in Deutschland mit Cloud-Services arbeiten (mehr lesen). Das macht die Technologie zu einem ausschlaggebenden Faktor für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit.

Mit der Strategie „Ein Europa für das digitale Zeitalter“ unterstützt die Europäische Kommission die Digitale Souveränität. Sie beinhaltet eine europäische Datenstrategie sowie Maßnahmen zur künstlichen Intelligenz (mehr lesen).

Gemeinsame Standards für mehr Wettbewerbsfähigkeit

Wenn Standards vereinheitlicht werden, lassen sich Ressourcen teilen. Das kommt der gesamteuropäischen Wettbewerbsfähigkeit zugute. Durch die Verknüpfung der Initiativen kann Europa seine Position als Anbieter erstklassiger, gesellschaftlich verantwortungsvoller und nachhaltiger IT-Lösungen stärken. Die Förderung eines offenen, wettbewerbsfähigen Marktes begünstigt Innovation sowie Flexibilität in der IT – zwei wichtige Treiber für die Digitalisierung. Zudem wird durch gemeinsame Standards und Zertifizierungen das Vertrauen in europäische Lösungen gestärkt, wodurch auch Verwaltungen ihre Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern reduzieren können.

Eine weitere Chance ist die europaweite Nutzung von Open Source-Lösungen wie OpenDesk. Auch Rechenzentrumsressourcen, die im Zuge von KI-Integrationen weiter steigen werden, können vertrauensvoll auf europäischer Ebene bereitgestellt und von Institutionen und Unternehmen in den Mitgliedstaaten genutzt werden.

GISA engagiert sich im Bereich Open Source und bietet sowohl auf der Infrastrukturseite als auch auf der Anwendungsseite Open Source-basierte Alternativen an, die die geforderten Standards der Deutschen Verwaltungscloud und auch von europäischen Initiativen erfüllen (mehr erfahren).

Zukunftsperspektiven der digitalen Souveränität in Europa

Die digitale Souveränität Europas wird in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. Wenn Europa eine führende Rolle in der globalen Digitalwirtschaft spielen will, muss es auf Cloud-Technologien setzen und gleichzeitig den Aufbau einer eigenen, starken Cloud-Infrastruktur vorantreiben (mehr lesen). Durch die konsequente Weiterentwicklung und Verknüpfung der verschiedenen Initiativen kann Europa seine digitale Souveränität stärken und gleichzeitig seine Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Dies erfordert jedoch ein kontinuierliches Engagement aller Beteiligten – von den politischen Entscheidungsträgern über die Unternehmen bis hin zu den einzelnen Bürgerinnen und Bürgern. Nur gemeinsam kann sowohl Europa als auch Deutschland mit seinen Institutionen im öffentlichen Sektor seine Rolle im digitalen Zeitalter selbstständig, selbstbestimmt und sicher ausüben. Welche Herausforderungen und Chancen sich speziell für die öffentliche Verwaltung bieten, lesen Sie hier.

Christian Strebe ist seit November 2022 verantwortlich für die Weiterentwicklung der GISA-Kernbrachen und für das Thema Innovation. Dazu zählen die Entwicklung neuer Geschäftsfelder, deren Pilotierung mit Kunden und die anschließende Überführung in das Leistungsportfolio bei GISA. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den Themenfeldern Öffentliche Verwaltung und Künstliche Intelligenz.

Christian Strebe

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